Freitag, 29. November 2013

Eltern und der Erfolg ihrer Kinder

Eltern profilieren sich über den Erfolg ihrer Kinder. 

Das ist das Thema, über das ich heute schreiben werde. Heute Morgen führte ich mit meinem kleinen Bruder Dommsch (21) ein interessantes Gespräch. Es handelte davon, dass meine Mutter mir ständig in den Ohren liegt, dass Dom nur Computer spielt, anstatt sich um eine Ausbildung zu bewerben. Momentan schiebt er Nachtschicht als Lagerlogistik-Aushilfe bei einer Luft- und Seefrachtspedition. In seiner Freizeit zockt er. Und alles, was meine Eltern natürlich sehen, ist das zocken. Sie wollen, dass er sich nun um eine Ausbildung bewirbt. Aber Dom will selbst entscheiden, wann er sich wo bewirbt und momentan will er ein Schlumpi Jahr machen, in verschiedenen Bereichen jobben und sehen, was er überhaupt machen möchte. Ich finde das vollkommen okay, doch meine Eltern sind natürlich anderer Ansicht. 
Meine Mutter sagt oft den Satz "Dom ist unsere letzte Hoffnung. Wenigstens aus einem Kind soll was vernünftiges werden..." Mit einem schuldbewußten Blick auf mich fügt sie dann hinzu "Er ist ja nicht krank..."
Aha. Danke, Mutter. Herzlichen Dank, dass du mich jedes Mal daran erinnerst, dass mein Leben verkackt ist und aus mir nichts geworden ist! Das ich Künstler bin und einige Talente und Gaben besitze, scheint wohl nichts zu bedeuten. 

Das Nachdenken brachte mich zu einem anderen Thema. Warum drängen Eltern ihre Kinder dazu, so schnell wie möglich eine Ausbildung zu finden? Natürlich wollen sie das Beste für ihr Kind. Das es schnell auf eigenen Beinen steht, Geld verdient, ausziehen kann, sein Leben aufbauen kann, etc.
Aaaber. Umso mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir auch, dass noch etwas ganz anderes eine Rolle dabei spielt. 

Es beginnt schon im Kindergarten, dass Eltern sich gegenseitig übertrumpfen wollen. "Mein Kind lernt schon seit dem 2. Lebensjahr Englisch", "Mein Kind geht ins Ballett". In der Grundschule hört man dann: "Die Schule ist der Meinung, mein Kind ist überdurchschnittlich intelligent", "Mein Kind geht aufs Gymnasium". Und wenn die Hochschule vorbei ist, hört man "Mein Kind studiert Jura", mein Kind arbeitet als Gehilfe des Weihnachtsmannes". 
Ja, letzteres war ein Scherz, aber ihr versteht, worauf ich hinaus will. 
Natürlich ist es weniger schön, anderen zu erzählen: "Meine Tochter ist psychisch instabil und wird seit zehn Jahren medizinisch betreut", "Mein Kind ist arbeitslos und hat kein Bock auf Nichts" oder "Mein Kind nimmt Drogen und baut eine Scheisse nach der anderen."
Warum? 
Menschen wollen nichts unangenehmes preisgeben. 
Eltern haben das Gefühl, dass sie versagt haben, wenn das Kind versagt. 
Umso erfolgreicher das Kind, desto erfolgreicher ist man als Elternteil. Ein Elternteil, auf das man stolz sein kann. 

Ich halte das für Schwachsinn. Nur, weil das eigene Kind kein supertalentiertes Vorzeigemodell ist, ist es noch lange nicht weniger wert, als die Kinder von anderen Eltern. Auch, wenn das Kind auf die schiefe Bahn gerät, hat man noch lange nicht versagt (es sei denn, man misshandelt sein Kind in irgendeiner Form - aber das ist ein gänzlich anderes Thema, welches ich mal außen vor lassen möchte). Ich finde, Eltern sollten als erstes den Menschen in ihrem Kind sehen, den Individualisten und sich freuen, wenn es gesund ist, es ein gutes Herz hat und sich am Leben erfreut, anstatt ihn mit Leibeskräften zu etwas zu formen, was es gar nicht sein will. Eltern sollten ihren Kindern nicht dauernd vorhalten, dass sie nur wertvoll sind, wenn sie Leistungen erbringen und "etwas aus ihnen wird". Stattdessen sollten sie ihrem Kind Werte vermitteln, die wirklich wichtig sind. Ehrlich zu sein, seinen Mitmenschen zu helfen, respektvoll miteinander umzugehen, kreativ zu sein, einen offenen Geist und ein offenes Herz für die Welt zu haben, nach Wissen zu streben, an das Gute zu glauben, etc. Leider sehe ich immer weniger Kinder, die solche Dinge von ihren Eltern mitbekommen. Selbstverständlich ist es schwer eine Balance zu schaffen, zwischen der materialistischen Welt und der Freiheit des Lebens. Natürlich muss das Kind eines Tages erwachsen werden und arbeiten, aber es sollte ihm die Freiheit gelassen werden, selbst zu entscheiden, welchen Weg es einschlagen möchte. 

Danie

4 Kommentare:

  1. Du hast ein sehr interessantes Thema tiefgruendig aufgegriffen; gefällt mir.
    Ich weiß gar nicht, was ich "später" machen will; ich bin da sehr perspektivlos bzw. ein zu großer Freigeist dafuer, weil ich ich lieber philosophiere und meine Ansichten den Menschen mitteilen will und zugleich neues Wissen holen moechte.
    Mein Vater hat dies erkannt und ist Stolz auf meine Entwicklung; meine Mutter macht da eher Druck, dass ich wissen sollte, was ich studieren usw. will.

    Weißt Du denn welchen Weg Du einschlagen möchtest ?

    PS:Danke fuer Deinen letzten lieben Kommentar ^.^

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    1. Dankeschön, liebe Yume.
      Mir geht es da ähnlich wie dir. Ich weiß zwar ungefähr, in welche Richtung es mich ziehen wird, aber ich weiß nichts konkretes. Und da ich auch schon 28 bin, entgleitet der Ausbildungszug mir auch Stück für Stück. Als Borderlinerin hab ich es schwer, mich festzulegen. Was heute mein Traumberuf ist, kommt morgen für mich nicht mehr in Frage. Also habe ich um Grunde keine Ahnung, was aus mir wird.

      Ich schätze Freigeister. Bleib du selbst und lass dich zu nichts drängen :D <3

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    2. Ich finde es sehr beachtlich, wie ehrlich Du bist und gleichzeitig dazu stehst und keinen Hehl daraus machst.
      Trotzdem hoffe ich, dass Du Deinen Weg gehen wirst <3

      Zu Deinen letzten lieben Kommentaren:
      -mein Zimmer ist seit März eine rosa fliederfarbene Domäne.
      Darum wirkt es "niedlich".
      -ich möchte zuerst nur 3kg abnehmen, sodass ich wieder bei 52kg bin. In einem Monat müsste das machbar sein, und dann werde ich weitersehen/ weitergehen. :>

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  2. Das hast du wirklich sehr schön geschrieben, da ich mich ebenfalls sehr viel mit diesem Thema beschäftigt habe kann ich dir in deinen Überlegungen nur zustimmen!

    Hier geht's zu meinem Blog – Folgst du mir, folge ich dir ;)

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